Capablanca,Jose Raul - Bernstein,Ossip [C66]
San Sebastian San Sebastian (1), 1911
[JvR, Pezzi, PS, Mulde]
Dies ist Capablancas erste Turnierpartie in Europa. [PS] We follow the competition between Capablanca and Rubinstein. Doctor of Law Bernstein objected against the participation of Capa on formal grounds: the young man had never participated in a master tournament. Other players were amused when the drawing of lots resulted in an encounter between the antagonists in round one. [JvR] 1.e4 e5 2.Nf3 Nc6 3.Bb5 Nf6 4.0–0 Be7 5.Nc3 d6 6.Bxc6+ Tarrasch tadelt diesen Zug: "Was der Abtausch an dieser Stelle für einen Sinn haben soll, ist nicht ersichtlich. Der natürliche Zug war 6.d2–d4" 6...bxc6 7.d4 exd4 8.Nxd4 Bd7 9.Bg5 "Von Lasker in seinem ersten Wettkampf mit Janowski eingeführt und seit dem Petersburger Turnier 1909 als stärkste Fortsetzung anerkannt. Ich halte den Zug für schwach, da er lediglich zum Abtausch des schönen Läufers führt und so das schwarze Spiel erleichtert und seine Entwicklung fördert. Die von mir im Turnier zu Manchester 1890 zuerst gespielte Entwicklungsweise b2–b3 nebst Bb2 führt sehr häufig zu einem Mattangriff auf den Punkt g7 und ist bei weitem vorzuziehen." (Tarrasch) 9...0–0 10.Re1 [Lasker played 10.Qd3 against Cohn in St.Petersburg 1909.] 10...h6 11.Bh4
Nh7!? The knight moves offside. ["Die beste Methode, Ausgleich zu erlangen, wurde in der dritten Partie des Weltmeisterschaftskampfes Capablanca-Lasker von letzterem gezeigt: 11...Re8 12.Qd3 Nh7 13.Bxe7 Rxe7 14.Re3 Qb8 15.b3 Qb6 [Golombek]] 12.Bxe7 Qxe7 13.Qd3 Rab8 14.b3 Ng5 [¹14...Rfe8 15.-- Nf8]
15.Rad1 [Tarrasch findet keine guten Worte für Capablancas Eröffnungsbehandlung. Er empfiehlt an dieser Stelle 15.f4 Tarrasch; Deep Rybka 4.1 x64: 15.Rad1 Ne6 16.Nxe6 fxe6 17.f3 e5 18.Na4 h5 19.Qc4+ Kh7 20.Qa6 h4 21.Qxa7 Be6 22.h3 c5 23.Kh2 Qf7 24.Qa5 c4 0.31/19 ] 15...Qe5 16.Qe3 Ne6 17.Nce2 Qa5!? The exchange of knights is wiser. [Tarrasch hält 17.-Qa5 für gefährlich und empfiehlt 17...Nc5 ; Deep Rybka 4.1 x64: 17...Nxd4 18.Qxd4 Qxd4 19.Rxd4 Rfe8 20.f3 c5 21.Rd2 a5 22.Nc3 a4 23.Kf2 f6 24.g4 Kf7 25.Kg3 Rb7 26.h4 Ra8 27.h5 axb3 0.10/21 ] 18.Nf5 Nc5 [A risk is taken by 18...Qxa2?! 19.Qc3 mit der Drohung Ra1. [PS] 19...Qa3 (19...Qa6 20.Nf4 mit der möglichen Folge 20...f6 21.Qg3+– Prins 21...g5! 22.Ng6! Rf7! 23.Nxh6+ Kg7 24.Nxf7 Kxg6 (if 24...Kxf7 25.f4) 25.Nxd6 cxd6 26.Rxd6 Rb7 27.e5 und Weiß gewinnt. (Capablanca)) 20.Ned4! Nxd4 21.Rxd4 Bxf5 22.Ra4 Qc5 23.Qxc5 dxc5 24.exf5²] 19.Ned4 Kh7 [19...Qxa2? 20.Ra1 Qb2 21.Reb1+– mit dem Verlust der Dame.] 20.g4!? The young master plays with frivolity. --- "Ein typischer Capablanca- Zug, der vollkommen mit der sichtlichen Leichtigkeit harmoniert, mit der Weiß die ganze Stellung aufgebaut hat. (...) Eine der phänomenalen Eigenschaften des Kubaners war gerade seine selten versagende Intuition beim Erkennen solcher Situationen, in denen "Ausspannung" an die Stelle von Anstrengung treten musste." (Prins) 20...Rbe8 [20...Qxa2?? 21.Ra1 Qb2 22.Reb1] 21.f3 Ne6
22.Ne2?! Kasparow hält diesen Zug für zweifelhaft: "Ein rein intuitives Opfer des Bauern a2 um Angriff gegen den König zu erlangen. (...) Ich glaube, Mitte der 20er Jahre würde der Kubaner 22.Ne2?! schon nicht mehr gespielt haben." Auch Tarrasch tadelt diesen Zug, findet allerdings Anerkennung für die Kühnheit des jungen Kubaners, der zwei Bauern auf dem Damenflügel opfert, um am Königsflügel anzugreifen. [Deep Rybka 4.1 x64: 22.Kh1 Ng5 23.Kg2 d5 24.Qd2 Qxd2+ 25.Rxd2 c5 26.Ne2 dxe4 27.Rxd7 exf3+ 28.Kf2 fxe2 29.Rxc7 Re4 30.Rxe2 Nh3+ 31.Ke1 Rxg4 32.Rxa7 Rd8 33.Ne3 Rg1+ 34.Nf1 Kg6 35.Ree7 0.10/18 ] 22...Qxa2?! "Schließlich nimmt Schwarz den Bauern. Ich darf hierzu bemerken, dass Dr. Bernstein, der mir dies in unserer damaligen Konversation mitteilte, nicht die leiseste Ahnung von dem hatte, was nun folgt. Man sollte ihn aber nicht allzu sehr tadeln, da die der Stellung innewohnende Kombination sehr tief ist und schwer vorherzusehen. (Capablanca) [22...Qb6 , statt des Textzuges, hätte die Stellung vereinfacht, aber trotzdem wäre der Anziehende in Vorteil. (Capablanca) Hiernach schlägt Kasparov als mögliche Folge vor: 23.Kg2 Qxe3 24.Nxe3²] 23.Neg3 [Deep Rybka 4.1 x64: 23.Qd2 Qb2 24.Nc3 Qa3 25.Ra1 Qc5+ 26.Qe3 Qxe3+ 27.Nxe3 Ra8 28.Kf2 Rfb8 29.Red1 Rb7 30.Kg3 f6 31.h4 g6 32.Ra5 c5 -0.11/20 ] 23...Qxc2? "Das zweite Schlagen ist verhängnisvoll, aber wie ich schon zuvor sagte, hat Schwarz keine Ahnung ... von dem Sturm, der sich über ihm zusammengebraut hat. Wie Lasker bemerkte, war hier 23...f7–f6 notwendig. Setzte Weiß darauf seinen Angriff mit 24.Nh5 fort, folgte 23...Rf7." (Capablanca) [Hier schlägt Lasker vor: 23...f6 gefolgt von Rf7. Nach 24.Nh5 (Capablanca) setzt Kasparov mit 24...Rf7 25.Nxh6 gxh6 26.Qc3 Qa3 27.Nxf6+ Rxf6 28.Qxf6 Qc5+ 29.Kh1 Ng7= fort und sieht keinen Vorteil für Weiß.] 24.Rc1 "Solchen Belästigungen ist eine alleinstehende Dame, die sich leichtsinnig auf Abenteuer begeben hat, natürlich sehr oft ausgesetzt." (Tarrasch kannte sich aus mit alleinstehenden Damen. -rm-) [Hier plädiert Kasparov für 24.Nh5 Qc5 25.e5! Qxe3+ 26.Rxe3 Nc5 27.Nfxg7=] 24...Qb2 25.Nh5 Rh8? Gemäß Capablanca gab es nichts besseres, gemäß Kasparow ist dies der entscheidende Fehler. Er empfiehlt 25...g6–g5!? oder 25...Rf8–g8!?, worauf Weiß zwar weiterhin Angriff hat, aber ein Gewinn nicht nachzuweisen ist.Tarrasch erwägt hier auch 25...Re8–d8. [Correct is ... PS: (Nur) Interessant ist auch 25...Rg8! (overprotects g7) '!?' PS. 26.Kh1! (the king leaves the diagonal a7–b1) (26.Re2 Qe5 27.f4 Qb5 28.Nfxg7?! Rxg7 29.Nf6+ Kh8 30.f5 Ng5 und es ist unklar, ob Weiß die Partie halten kann. (Kasparov); 26.Nhxg7 Rxg7 27.Qxh6+ Kg8) 26...g5! 27.e5?! (better is 27.Red1 ) 27...Nf4! 28.Nf6+ Kh8 29.Qg1 Bxf5 30.Nxe8 Rxe8 31.gxf5 Rxe5 32.Rxe5 Qxe5µ Black has an advantage.; Falls 25...g5 then so 26.e5 f6 (Hier übersieht Capablanca den Zug 26...Nf4! 27.Nxf4 Rxe5 28.Nd3 Rxe3 29.Nxb2 Rxb3 with excellent play for Black (Kasparov). mit ausgezeichnetem Spiel für Schwarz. (Kasparov)) 27.Qd3 und Weiß gewinnt. (Capablanca); Auf 25...g6 then gewinnt 26.Qxh6+ Kg8 27.e5 gxh5 28.gxh5 mit der Idee, den Turm auf die g-Linie zu bringen. Weiß gewinnt. (Capablanca)] 26.Re2 Qe5 27.f4 Qb5
28.Nfxg7! Weiß findet eine 'petite combinaison'. "Schließlich sehen wir klar das Ergebnis der Züge des Damenspringers. Dieser Zug stellt den Wendepunkt durch die bereits im 21. Zug eingeleiteten Kombination dar." (Capablanca) 28...Nc5? [Ich erwartete 28...Nxg7 29.Nf6+ Kg6 30.Nxd7 f6! PS. (Die Drohung war 30...Qb6? 31.f5+ Kh7 32.Nf6#) 31.e5 (Mieses) 31...Kf7 32.Nxf6 Re7 33.Ne4 und die schwarze Position ist unhaltbar. (Capablanca); or 28...Ref8 29.Nxe6 fxe6 30.e5 Rhg8 31.h3 Rg6 32.Rd2 Weiß gewinnt offenbar in beiden Fällen.; Die von Panov hier vorgeschlagene Verteidigung 28...Rd8! 29.f5 (29.Nf5!? Qb6 30.Ra1 a5 (30...Nc5? 31.Kh1 Bxf5 32.Qc3 Rhg8 33.Nf6+ Kh8 34.Nxg8+ Kxg8 35.gxf5+–) 31.Kg2 Qxe3 32.Rxe3 c5 33.Ne7ƒ Kasparov) 29...Nf8 (29...Nxg7?? 30.Nf6#; 29...Nc5 30.g5 Qd3 31.g6+! Kasparov) 30.e5! führt anscheinend zu einem unparierbaren Angriff für Weiß. (30.Qc3 Qc5+ (30...Qe5= ist weniger lustvoll, aber klar besser. [Mulde]) 31.Qxc5 dxc5 32.e5 Eine Lust fürs Auge! [Prins]) 30...Rg8 (30...Qxe5 31.Qd2 Qb5 32.Qb2 Rg8 33.Nf6+ Kxg7 34.Nxd7+ Kh7 35.Nf6+ Kh8 36.Re7+–) 31.e6 fxe6 32.fxe6 Nxe6 33.Qe4+ (33.Nxe6!? Rxg4+ 34.Kf1 Qxh5 (34...Qf5+ 35.Rf2 Qxe6 36.Nf6+ Kg6 37.Nxg4+–) 35.Nxd8 c5! 36.Rf2! Bb5+ 37.Ke1 Qh4 38.Ne6 Re4 39.Nf8+ Kg7 40.Kd2!! Qg4! (40...Rxe3 41.Rg1+) 41.Qc3+ Kg8 42.Qg3 Qxg3 43.hxg3 Kg7 44.Re1+– ist ein Verbesserungsvorschlag von Kasparov.) 33...Kh8 34.Nxe6 Qxh5 (34...Bxe6? 35.Qxe6 Qxh5 36.Qf6+ Kh7 37.Re7+) 35.Rg2 Panov. Hier setzt Kasparov mit 35...Bxe6 (35...Qe8 36.Qd4+ Kh7 37.Nxd8 Qxd8 38.Qd3+ Kh8 39.h3 fort, mit der besseren Position für Weiß.) 36.gxh5 Rxg2+ 37.Qxg2 (37.Kxg2 Bd5) 37...Rg8 38.Qxg8+ Kxg8 39.Rxc6 (39.b4 Bd5 40.Ra1 c5) 39...Bxb3 40.Rxc7 und es ist nicht ganz klar, ob Weiß gewinnt.; Der 28.Zug ist der letzte Fehler Bernsteins. Mehr Widerstand konnte er mit 28...Qb6 leisten. --- Dieser Meinung muss man sich nicht anschließen: [Mulde] 29.Nxe8 Bxe8 30.e5+– und Schwarz wird gegrillt. [Mulde]] 29.Nxe8 Bxe8 30.Qc3 f6 31.Nxf6+ Kg6 32.Nh5 Rg8 33.f5+ Kg5 34.Qe3+ Kh4 35.Qg3+ [35.Qg3+ Kg5 36.h4# Für diese Partie erhielt Capablanca den Rothschild-Schönheitspreis von 500,-- Francs.]
1–0